Ein Vorlesungsverzeichnis der Hohen Schule als Zeitkapsel

Die Universität Ingolstadt gliedert sich 1787/88 entsprechend der seit dem Mittelalter tradierten Aufteilung in vier Fakultäten: Neben der Philosophischen Fakultät (hervorgegangen aus der propädeutischen Artistenfakultät) gibt es die drei höheren Fakultäten der Theologie, Jurisprudenz und Medizin. In Ansätzen zeigt sich bereits die Entwicklung hin zu einer fünften Fakultät, der Kameralistik (Wissenschaft von der staatlichen Verwaltung und Volkswirtschaftspolitik). 1780 wurde erstmals eine eigene kameralistische Professur eingerichtet.

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Ein Vorlesungsverzeichnis der Hohen Schule als Zeitkapsel

Die Universität Ingolstadt gliedert sich 1787/88 entsprechend der seit dem Mittelalter tradierten Aufteilung in vier Fakultäten: Neben der Philosophischen Fakultät (hervorgegangen aus der propädeutischen Artistenfakultät) gibt es die drei höheren Fakultäten der Theologie, Jurisprudenz und Medizin. In Ansätzen zeigt sich bereits die Entwicklung hin zu einer fünften Fakultät, der Kameralistik (Wissenschaft von der staatlichen Verwaltung und Volkswirtschaftspolitik). 1780 wurde erstmals eine eigene kameralistische Professur eingerichtet.

Jeder Student der Hohen Schule erhielt zu Beginn des Studienjahres 1787/88 ein Exemplar des ausgestellten Vorlesungsverzeichnisses, das über Lehrveranstaltungen und Lehrgegenstände Auskunft gab. Bereits die vorangestellte kurfürstliche Resolution verdeutlicht jedoch, dass das Studium keine Privatsache war, sondern als patriotischer Dienst am Vaterland verstanden wurde. Es ging um mehr als um den Erwerb fundierter Fachkenntnisse.

45 Paragraphen der Studienordnung geben detaillierte Angaben zu Universitätsregularien, Verhaltensweisen sowie Strafmaßnahmen. Anweisungen zum Umgang mit Professoren stehen neben Vorgaben zum Besuch des Gottesdienstes sowie zum Freizeitverhalten. Gerade dieser Verhaltenskodex reflektiert das gesellschaftspolitische Spannungsfeld der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

So beendete die Herrschaft von Kurfürst Karl Theodor (1777–1799) eine erste Phase der Erneuerung, in der auch die Hohe Schule Anschluss an den großen zeitgeschichtlichen Diskurs der Aufklärung gefunden hatte. Nach dem Verbot der Jesuiten 1773 und unter der Ägide des Universitätsdirektors Johann Adam Ickstatt waren bestehende Privilegien abgebaut, Fakultätsordnungen modernisiert und neue Lehrstühle eingeführt worden.

Befeuert durch das Verbot des Illuminatenordens gewannen aber bald darauf klerikale Kräfte wieder stärkeren Einfluss, wie an den Statuten zu erkennen ist. Gleichwohl ließen sich die Errungenschaften der neuen Zeit nicht gänzlich unterbinden: Das Vorlesungsverzeichnis zeigt das Fortwirken des Aufklärungsgedankens in den Bereichen Botanik, theoretische Physik, Chemie und Naturgeschichte, in denen die Lehren Linnés, Descartes und Newtons vermittelt wurden.

Im Ansatz konnte die Hohe Schule einen modernen Charakter bewahren, der im 19. Jahrhundert unter dem Reformer Maximilian von Montgelas wieder stärker zum Tragen kam.

Die erste Seite der Theologischen Fakultät

Die letzte Seite der Juristischen Fakultät mit Vorlesungen von Krenner und Moshammer

Die erste Seite der Medizinischen Fakultät mit Vorlesungen von Leveling und Schrank

Die zweite Seite der Medizinischen Fakultät mit Vorlesungen von Leveling und Rousseau

Die zweite Seite der Philosophischen Fakultät mit Vorlesungen von Rousseau, Schlögl, Schrank und Steiglehner